Zwei parallele Sonderausstellungen im Antikenmuseum und der Skulpturhalle
6.9.13 – 30.3.14
Das Antikenmuseum Basel präsentiert in einer neuen Ausstellung Männerbilder
und Männlichkeitsideale aus dem antiken Athen. Gleichzeitig dreht sich in der Skulp-
turhalle alles um die antike Männerdomäne Sport. Die beiden Ausstellungen und
ihr Begleitprogramm schauen nicht nur zurück, sondern greifen auch die viel dis-
kutierte Frage nach dem Mann-Sein heute auf.
Bei Ausstellungen zum Thema Geschlecht standen bisher meist die Frauen im Zen-
trum. Das ist im Antikenmuseum jetzt anders. Es widmet seine neue Sonderaus-
stellung mit Objekten aus der exquisiten Dauersammlung ganz den Männern. Ge-
nauer den Männern in Athen vom 6. bis 4. Jahrhundert vor Christus, also in einer
besonders gut dokumentierten Phase der griechischen Geschichte. Das Publikum
begleitet einen Mann aus dem antiken Athen auf einem beispielhaften Lebensweg
von der Kindheit bis zum Tod. Es verfolgt die idealtypische Sozialisation der Männer
innerhalb und ausserhalb der Familie: in der homoerotischen Beziehung zu einem
älteren Mann, beim Trinkgelage unter Männern, in religiösen Zeremonien, im Krieg
oder in der Männerdomäne Politik. Dabei begegnen den Besucherinnen und Besu-
chern auch aktuelle Männerbilder.
Zeitschriften für den heutigen Mann, moderne Alltagsobjekte und Medienzitate zu
Männerfragen stehen im Dialog mit den antiken Männerdarstellungen. Der Gegen-
wartsbezug der Ausstellung ist dem neuen Direktor des Antikenmuseums, Andrea
Bignasca, wichtig. Das Museum ist dabei, sich als Ort zu etablieren, der heute rele-
vante Themen in Bezug zur Antike setzt.
Ebenfalls als Modell für die Zukunft dient die grosse Parallelausstellung in der Skulp-
turhalle. Dort sind Gipsabgüsse und antike Originale zu einer einmaligen Übersicht
über den antiken Sport vereint. Die Originale stammen aus dem Antikenmuseum und
aus einer bedeutenden Privatsammlung. Neu möchte das Antikenmuseum seine De-
pendance an der Mittleren Strasse auch für grosse Ausstellungen mit Originalobjek-
ten nutzen.
Sport war im antiken Männerleben zentral und hatte in der Kunst einen sehr hohen
Stellenwert. Er diente der Vorbereitung für den Krieg. Zudem musste ein griechischer
Mann einen trainierten Körper haben und gut aussehen, um moralisch und geistig voll-
kommen zu sein. Die Inszenierung der Ausstellung versetzt das Publikum zuerst in die
antiken Trainingsstätten Gymnasion und Palästra, wo sich die Athleten auf Wettkämpfe
vorbereiteten. Danach gelangen die Besucherinnen und Besucher durch einen Tunnel
in ein grosses Stadion. In Videos und Texten vergleicht die Ausstellung die antike und
die heutige Durchführung dieser Sportarten.
Beide Ausstellungen sind dreisprachig: Deutsch, Französisch, Englisch.
Torso eines nackten Athleten, des sogenannten Diadumenos («der sich eine
Siegerbinde um den Kopf legt»); Marmor; römisches Werk nach einer
Bronzestatue des griechischen Bildhauers Polyklet aus der Zeit um 420 v. Chr.
(c) Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Männerfreundschaften beim Gelage. Weinschale (Kylix) aus Athen; Ton; um 470 v. Chr.
(c) Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Ein ehrwürdiger Mann übergibt einem Knaben sein Musikinstrument und gibt seine Kunst weiter. Grabrelief aus Böotien (Mittelgriechenland); Marmor; um 440 v. Chr.
(c) Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Die Pferde-Disziplinen, insbesondere die Wagenrennen, waren die spektakulärsten Sportarten der Antike. Sieger war jedoch nicht der Wagenlenker bzw. Jockey, sondern der Pferdebesitzer. Weinkühler (Psykter) aus Athen; Ton, um 500 v. Chr.
(c) Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig
Der berühmteste Diskuswerfer der Welt: Diskobol des Myron; um 450 v. Chr.;
rekonstruierter bronzierter Abguss.
(c) Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig