Amalia Pica / Karsten Födinger

Amalia Pica «Chronic Listeners»
Karsten Födinger «C30/37; XD1, XF2»

28. Januar – 1. April 2012


Mit den Ausstellungen von Amalia Pica und Karsten Födinger will die
Kunst Halle Sankt Gallen erneut den Dialog zwischen zwei ganz unter-
schiedlichen künstlerischen Positionen anregen. Dieses Ausstellungsmo-
dell, das auf Kontraste baut, will neue, fruchtbare Schlüsse für Künstler
und Publikum generieren. Während der aus Deutschland stammende
Karsten Födinger mit spektakulären architektonischen, beinahe brutalen
Interventionen im Raum agiert, vereint die argentinische Künstlerin Am-
alia Pica auf sehr feinfühlige Art und Weise Poesie mit politischen Inhal-
ten. Beide verweisen so auf die Begrifflichkeit von Strukturen sowohl im
physischen als auch im abstrakten Sinne und die damit verbundenen
Probleme, seien diese institutioneller oder gesellschaftspolitischer Natur.

Schon im Titel ihrer Ausstellung kündigt Amalia Pica das Hören als zen-
trales Thema an. In «Chronic Listeners» präsentiert sie eine Konstella-
tion neuer sowie bereits existierender Werke, mit denen sie die Proble-
matik der Kommunikation und der sinnlichen Wahrnehmung anspricht.
Im übertragenen Sinne verweist die Künstlerin damit auch auf die Bezie-
hung zwischen Kunstwerk und Betrachter. Die ausgestellten Objekte –
die wie z.B. Ohrenstöpsel oder eine Tribüne das Hören beeinflussen und
als Apparate definiert werden können – generieren einen erzählerischen
Kontext, der den Zuschauer zum Zuhörer macht. Picas Werke, die einen
starken skulpturalen Charakter besitzen, werden zur Verkörperung syn-
ästhetischer Momente und damit zur präzisen Metapher für die sinnli-
chen Überschneidungen, welche die Betrachtung der Kunst fördert.
Karsten Födingers kryptischer Ausstellungstitel «C30/37; XD1, XF2» ist
eine exakte Referenz zum Bau- und Ingenieurwesen: die Formel ist eine
Spezifikation und bezeichnet eine bestimmte Festigkeits- und Expositions-
klasse von Beton. Im grossen Ausstellungsraum realisiert der Künstler
eine monumentale Skulptur in Form einer Schalung, die alle drei Säulen
des frühmodernen Skelettbaus (Baujahr 1907) umschliesst und die Di-
mensionen eines Brückenpfeilers besitzt. Mit seiner Installation stellt Fö-
dinger die Statik des Lagerhauses, in dem die Kunst Halle untergebracht
ist, in Frage und zeigt die Grenze des Ausstellungsraumes auf. Er reali-
siert hier ein Kunstwerk minimalistischer Schönheit, das aber das Poten-
tial besitzt, den Kollaps des Gebäudes zu verursachen.
Im Foyer der Kunst Halle ist der Mark Pezinger Verlag zu Gast und präsentiert
mit einem eigens konzipierten Display seine Publikationen. Der Verlag ist ein
nicht kommerzielles Projekt von Karsten Födinger und Thomas Geiger, das sich
auf Künstlerbücher konzentriert, die als skulpturale Objekte verstanden werden.
Seit seiner Gründung 2009 sind 29 Publikationen erschienen.
Biographische Angaben:

Amalia Pica (*1978, Argentinien, lebt in London) studierte am Instituto
Universitario Nacional del Arte, an der Escuela Nacional de Bellas Artes
P.P. (I.U.N.A.) in Buenos Aires und anschliessend an der Rijksakademie
van beeldende kunsten in Amsterdam. Einzelausstellungen fanden u.a. in
folgenden Institutionen und Galerien statt: University of Michigan Museum
of Art, Ann Arbor (US); Chisenhale Gallery, London; SKOR, Inkijk, Amster-
dam (NL) (2011); Malmo Konsthall (SE); Galerie Diana Stigter, Amserdam
(NL); MARC FOXX, Los Angeles; Project Room Gallery Klemms, Berlin
(2010) und Onomatopee, Eindhoven (NL) (2009). Des Weiteren war sie
an diversen Gruppenausstel-lungen beteiligt, darunter: Foundation Ricard,
Paris und FRAC Bordeaux (FR) (2012); ILLUMInations, 54. Biennale, Vene-
dig; Kunsthalle Wien (AT) (2011); Chelsea Space, London; Aichi Arts Cen-
ter, Nagoya City Art Museum (JP) und Gallery Christina Wilson, Kopenhagen
(2010).

Karsten Födinger
(*1978, Deutschland) absolvierte sein Studium an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, wo er 2008 bis 2009
Meisterschüler von Professor Meuser war. In folgenden Institutionen und
Galerien realisierte er u.a. Einzelausstellungen: Palais de Tokyo, Paris (2011);
RaebervonStenglin, Zürich und projektraum4, Mannheim (DE) (2009).
Gruppenausstellungen, an denen Födinger beteiligt war, fanden u.a. an
folgenden Orten statt: SALTS, Birsfelden (CH) (2010); Städtische Galerie,
Karlsruhe (DE); Temporäre Kunsthalle, Berlin; Galerie Iris Kadel, Karlsruhe
(DE); Haus für Kunst Uri (CH) (2010); Hotel Beethoven, Bonn (DE); Villa
Merkel, Esslingen (DE); Pension Flora, Mönchengladbach (DE) (2009); BBK
Südbaden, Freiburg (DE) und Hauptbahnhof Freiburg (DE) (2004).
Amalia Pica, Palliative for Chronic Listeners #1, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Amalia Pica, Stabile (with confetti), 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht / exhibition view
Amalia Pica, Tribuna Transitable, Stabile (with
Confetti), 2012, Sorry for the metaphor #2, 2010
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht / exhibition view
Karsten Födinger, C30/37; XD1, XF2, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht / exhibition view
Amalia Pica, If these walls could talk, 2010
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht / exhibition view
Amalia Pica, If these walls could talk, 2010,
Tribuna Transitable, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Detailansicht / detailed view
Karsten Födinger, C30/37; XD1, XF2, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Detailansicht / detailed view
Karsten Födinger, C30/37; XD1, XF2, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht / exhibition view
Amalia Pica, Palliative for Chronic Listeners #1, Stabile (with confetti), Tribuna Transitable, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Detailansicht / detailed view
Amalia Pica, Palliative for Chronic Listeners #1, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Detailansicht / detailed view
Amalia Pica, If these walls could talk, 2010
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Amalia Pica, Sorry for the metaphor #2, 2010
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier