Spurensuche - Nannetti & Cuno Affolter

Spurensuche - Nannetti & Cuno Affolter
28. August bis 18. November 2012


Mit einer Gürtelschnalle kratzte Fernando Oreste Nannetti (1927-1994) Texte in die
Mauern des Ospedale psichiatrico in Volterra (Italien), wo sie heute verwittern. Über
70 Meter Länge bedeckt die Schrift mehrere Wände des Innenhofes der Anstalt. Nan-
netti sprach mit niemandem, behauptete jedoch, elektromagnetische Wellen zu ver-
spüren und notierte täglich die Botschaften, die er durch Telepathie empfing. Acht
Jahre lang (1959-1961 und 1968-1973) hat er an diesem monumentalen Werk ge-
arbeitet.
Mario del Curto (Lausanne) ist den Spuren Nannettis in stimmungsvollen Fotografien
nachgegangen, während die Dokumentation von Pier Nello Manoni (Volterra) und ei-
gens angefertigte Faksimiles den ausserordentlichen Charakter dieses ungewöhnli-
chen Werkes vermitteln. Die Ausstellung ist eine Übernahme von der Collection de
l’Art Brut in Lausanne.
Parallel dazu versetzt Cuno Affolter (*1958, Lausanne) eine Installation, die in sei-
ner Wohnung ein komplettes Zimmer füllt, ins Museum. Für ihn ist dieses Arbeiten
Therapie: Mit unzähligen Fundstücken geht er auf Spurensuche seiner selbst. Wich-
tiges Moment seiner Arbeit im „Therapiezimmer“ ist sein systematischer Ordnungs-
drang, mit dem er die Objekte zu einer sorgsamen Struktur vereint. Oder er fügt sie
zu abstrakten wie symbolträchtigen Figuren zusammen. Wo Cuno Affolter seine Spu-
ren in Objekten „dingfest“ zu machen sucht, materialisiert Nannetti die telepathisch
empfangenen Botschaften im Stein.
Gravierte Inschriften, 1959-1973
Foto: Pier Nello Manoni, Collection de l'Art Brut, Lausanne
Rauminstallation, 1997-2012